Das erwartet euch in diesem Beitrag
- Was haben wir auf der Marketing Underground erlebt?
- Wie waren die Speaker?
- Wie war die Organisation?
Vor zwei Tagen fand zum allerersten Mal die Marketing Underground Convention in Berlin statt. Grund genug also, die vielen Eindrücke des Tages zu ordnen und hier zu (digitalem) Papier zu bringen. Wir waren nicht nur als Chronisten (Medienpartner), sondern auch als Werber in eigener Sache (Aussteller) vor Ort, und ich werde versuchen, beide Perspektiven einzubringen. Los geht’s mit den Speakerslots, bei deren Besetzung neben einer Einbindung von Szenegrößen auch weit über den Online-Marketing-Tellerrand geschaut wurde. Angekündigt wurde das Ganze am Morgen in der Begrüßung von Veranstalter Marco Janck.
Simon Mader: Umsetzbare Tipps & Tricks für lohnende Facebook Ads
Den Anfang machte ein für mich bekanntes Gesicht der Branche: Simon Mader hat sich, wie er selbst erzählt, vom Türsteher zum Agenturinhaber entwickelt – gemeinsam mit seinem Konzertpianisten-Partner. Er hat fünf hilfreiche Hacks mitgebracht, mit denen sich Werbeanzeigen im Facebook-Universum erfolgreicher machen lassen. Sehr spannend, wie es mittlerweile gelingen kann, Streuverluste und Algorithmus-Unschärfen zu vermeiden und durch kluge Tricks besser zu performen.
Besonders interessant fand ich seine Shotgun-Strategie, mit der man sich in mehreren Iterationsschritten eine starke Custom Audience bauen kann. Wie die funktioniert, kann er euch sicher einmal selbst erklären.
Julius van de Laar: Kampagnen mit reißerischen Überschriften, Populismus & Provokation – die Zukunft?
Für einen alten Politikwissenschaftler wie mich folgte dann ein absolutes Highlight. Julius van de Laar, ehemaliger Campaigner für Präsident Obama, gab im Gespräch mit Marco großartige Einblicke in die Wirkweisen von (zumindest amerikanischen) Wahlkampagnen. Ich habe hier wahnsinnig viel mitgenommen, deshalb meine Highlight-Aussagen in Kurzform:
- Daten sind nur der Brandbeschleuniger, zentral ist die Botschaft.
- Wichtig ist, nicht nur sich selbst früh zu definieren, sondern auch die Konkurrenz.
- Nicht nur Politiker, auch Unternehmen müssen vor allem diese zwei Fragen beantworten: Warum ich? Warum jetzt?
- Kampagnen müssen Antworten sein. Dafür müssen wir wissen, was die Fragen und Bedürfnisse der Zielgruppe sind.
- Botschaft > Budget: Donald Trump nur halb so viel wie Hillary Clinton ausgegeben, aber jeder kennt seine Botschaft und niemand ihre.
- Kenne deine Zielgruppe und sprich nur diese an. Auch hier ist Trump jemand, der das extrem durchzieht.
- “Kumbaya Kommunikation” hilft nicht dabei, herauszustechen und Botschaften rüberzubringen.
- Streit um Ideen ist wichtig, aber er muss respektvoll, sachlich und tolerant ablaufen.
Dieses Gespräch war ein absoluter Fundus an Impulsen für politisch interessierte Menschen. Und nicht nur für diese, denn wer politische Kommunikation beherrscht, kann dies auch auf die Markenkommunikation übertragen.
Frank Büch & Christian Artope: Wie eine Marke „merkwürdig“ wird – Insights der BVG-Kampagne “Weil wir dich lieben”
Ich habe schon an anderer Stelle darüber berichtet, was für einen tollen Job die BVG im Marketing macht und wie gut sich dieses Thema für Vorträge eignet. Auch in anderer Besetzung auf der Marketing Underground gab es wieder ein Feuerwerk an coolen Kampagnen, zum Beispiel diese selbstironischen Aufarbeitung des eigenen Schaffens:
Es war echt spannend zu sehen, wie diese lockere Kommunikation am Ende doch in Perfektion in die Leitsätze und das Markenversprechen der BVG eingebunden ist und darauf einzahlt. Das zeigt einmal mehr, dass hier absolute Profis am Werk sind, die es sich leisten können, in ihrer Arbeit Haltung zu zeigen und zugleich schnoddrig zu sein wie Berliner Busfahrer.
Curse: Podcast wird ein Milliarden-Business – wie sicherst du dir dein Stück des Kuchens?
Diesen Vortrag habe ich nicht selbst gesehen, aber meine Kollegin Melanie, die ein großer Fan des Musikers Curse ist. Im Endeffekt ging es, wieder im Gespräch mit Marco, auch weniger um den Podcaster als mehr um Curse als Künstler. Das eigentliche Thema, also man mit meinem Podcast reich und berühmt wird, kam also insgesamt etwas zu kurz.
Trotzdem sehr spannend, solchen Input auch mal von außerhalb unserer Online-Marketing-Bubble zu bekommen. Es wurde aber eine Chance vergeben, noch detaillierter auf das eigentliche Thema einzugehen.
Michael Fritz: Der nächste Schritt – neue Chancen für Online-Marketing durch Offline-Marketing
Ein weiteres Highlight war für mich der Vortrag des ehemaligen LEAP/ers Michael Fritz, der mittlerweile bei Wall die Verbindung von Online- und Offline-Marketing vorantreibt. Er hatte einige geniale Cases dabei, in denen Unternehmen die neuen Möglichkeiten der digitalen Außenwerbung nutzen, um Streuverluste stationärer Plakate zu vermeiden und ein genaueres Targeting in die Außenwerbung einzubringen.
Hier lassen sich durch dynamische Kreationen mit mehreren Ad-Layern viele Eventualitäten wie Ort, Wetter oder Uhrzeit abdecken, um die vorbeilaufenden und -fahrenden Bürger zielgenauer anzusprechen. Zudem sind Digital Out Of Home und Mobile beide im Hochformat gehalten und für draußen geeignet, wodurch sich einige Synergien ergeben können.
Diese Möglichkeiten erklären auch den Umstand, dass mittlerweile viele digitale Unternehmen wie Google und Facebook verstärkt in der Außenwerbung aktiv sind. Dort ist auf jeden Fall ein Wachstumsmarkt vorhanden, den viele Onliner noch nicht ausreichend auf dem Schirm haben.
Wie war es sonst?
Das ist nur eines von vielen Beispielen, die zeigen, dass die Veranstaltung mit viel Liebe zum Detail organisiert wurde. Es gab auch schöne Recruiting-Ecken, Buchstände und allerlei mehr. Auch die Atmosphäre, gerade am Morgen im Dunkeln, war echt klasse.
Mir hat allerdings an einigen Stellen das gewisse Etwas gefehlt. Dinge wie die Marketing-Story am Messestand waren da, aber leider nicht wirklich zu Ende gedacht und sind daher untergegangen.
Alles in allem war es aber ein wirklich respektabler Aufschlag der Veranstalter, der in der zeitweise richtig vollen Arena Berlin super aufgehoben war. Wenn sie für das nächste Jahr noch weiter an der Unterscheidung zu anderen Events wie der OMR arbeiten, waren wir hier bestimmt Zeugen der Geburtsstunde eines neuen Highlights im Veranstaltungskalender.